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Feng Shui Aktuell Online

Zeitschrift für Feng Shui, Geomantie, Radiästhesie, Energetik u.v.m.

Video: Merkwürdiges Dekor an der Marktkirche in Hannover

Das Pentagramm am Turm der Marktkirche


Zwischen Mystik und Geometrie: Der fünfstrahlige Stern am Ostgiebel der Marktkirche birgt weiterhin Geheimnisse. (Foto: Puschmann)

Immer mal wieder kommt es vor, dass Menschen nach der Bedeutung des fünfzackigen Sterns am Ostgiebel des Turmes der Marktkirche (Baubeginn wohl nach 1350) fragen: Was hat ein auf der Spitze stehendes Fünfeck oder auch „Drudenfuß" am Turm einer christlichen Kirche zu suchen -- und zu bedeuten?

Die Zeichensprache des bis heute unbekannten Meisters der Bauhütte ist noch immer nicht vollständig entschlüsselt. Die geometrischen Ornamente waren im Mittelalter sehr viel mehr als schmückendes Beiwerk. Vielleicht signalisieren sie sogar das architektonische und theologische Konzept dieses Sakralbaus auf mystische Weise...

Auch wer sich nur flüchtig mit der Architektur der Marktkirche beschäftigt, kann entdecken, dass die Zahl 5 eine Rolle spielt: Die gotische Halle mit 3 Schiffen zeigt je 5 durch vier Stützen gebildete räumliche Einheiten (Joche). Jede Hallenseite hat 5 Fenster. Der Chor des Mittelschiffs hat ebenfalls 5 Fenster. 5 Portale - 4 davon gibt es noch immer - eröffneten den Zugang. Die sinnstiftende Leitzahl ist die 5.

Baumeister, Rat und Geistlichkeit der Stadt haben sich in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts offenbar entschlossen, den Neubau der hannoverschen Hauptkirche als „Fünferkirche" vorzunehmen. Vielleicht ist es mehr als Zufall, dass damals das Stadtgebiet Hannovers in 5 Regionen (Bauernschaften, Schützenkompanien) gegliedert war.

Vor allem aber bekommt hier ein religiöses Erfahrungswissen Gestalt:
5 Bücher Mose, 5 fünf Plagen als Zeichen göttlicher Gerechtigkeit, 5 Arten von Lebewesen: Pflanzen, Fische, Vögel, Tiere, Menschen, 5 Sinne.

Aus 5 Wunden blutete Jesus Christus am Kreuz. Wie die 5 Finger zu einer Hand gehören, so hatten die 5 Kardinaltugenden in dem einen Christus ihre Bewährung bis zum Tode am Kreuz gefunden: Gerechtigkeit, Friedfertigkeit, Zuneigung, Erbarmen, Wahrhaftigkeit. Die 5 repräsentiert zudem auch Christus mit den 4 Evangelisten.

Wenn ein keltischer Drudenfuß -- unter „Druden" verstand man "Waldgeister mit platten Füßen" - in vormittelalterlichen Zeiten Unheil abwehrendes Zeichen war, so ist es zur Bauzeit des Turmes zum christlichen Erlösungssymbol unter dem Kreuz geworden. In einer Zeit, als die Stadt in sechs Monaten 3000 Tote beklagen musste, die durch die Drei-Tages-Pest dahingerafft wurden.

Zum Zeichen von Hexerei, Dämonie und Zauberkunst wurde es erst sehr viel später. Die Vorstellung, ein auf die Spitze gestelltes Pentagramm deute den hörnerbewehrten Kopf des Teufels an, gehört in eine Zeit, in der Zeichen der Abwehr zu Zeichen der Beschwörung werden.

Es wird auch kein Zufall sein, dass sich der fünfeckige Stern (= Pentagramm) nach Osten richtet, wohin auch der Chor der Kirche weist.

Die Symbolik der Himmelsrichtungen ist wichtig in der Baukunst des Mittelalters. Dass ausgerechnet von Osten Unheil kommen werde, das mit dem Pentagramm abzuwehren wäre, macht keinen Sinn: Im Osten geht die Sonne auf. Im Osten lag die menschliche Urheimat: das Paradies. Im Osten erblickten die Magier den Stern von Bethlehem.

Aus der Bauzeit des Turmes ist ein gesticktes Antependium aus dem Kloster Marienwerder erhalten -- jetzt im Kestner-Museum. Es illustriert die Erzählung der Verkündigung an Maria im Lukas-Evangelium. Von kleineren Sternen umgeben zeigt es 14 Pentagramme, eines davon, auf die Spitze gestellt (!), über dem Haupt Christi. Es kündigt den Messias an, seine Geburt und seine kommende Herrschaft - Zeichen des Menschensohns, des Herrn der Kirche.

Frank Pape kommt sogar zu dem verblüffenden Ergebnis, dass Messungen der Chorkonstruktion vor dem Altar des Mittelschiffs der Marktkirche einen fünfstrahligen Stern abbilden würden, der mit seiner Spitze nach Osten weist und in seiner Größe dem Ornament am Turm nahe kommt.

So spricht vieles dafür, dass der Baumeister der Marktkirche auch dieses Element seiner Grundrissgeometrie für jeden sichtbar im Turmgiebel öffentlich machen wollte.

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